Bündnis Wetzlar.solidarisch

Gemeinsam durch die Krise
statt »heißer Herbst« der Schwurbler

Wetzlar.solidarisch, das starke Bündnis gesellschaftlicher Gruppierungen und engagierter Menschen,
wurde am Freitag, 11. November 2022 aktiv

Denn in diesem Herbst treffen uns die steigenden Preise mit voller Wucht. Viele von uns spüren zwischenzeitlich die Inflation und die explodierenden Gas- und Stromkosten sowie die stark steigenden Nahrungsmittelpreise täglich im Geldbeutel. Für Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen, für Rentner*innen, Auszubildende, Studierende und Arbeitslose, ist das tägliche Leben jetzt schon kaum bezahlbar.

Einen »heißen Herbst« prognostizieren und propagieren extrem rechte Gruppen. Sie wittern die (zu) vielen Probleme, die sich in diesem besonderen Jahr sowohl international als auch lokal aufgetürmt haben. Sie hoffen damit, beängstigte und verunsicherte Menschen, die nicht mehr wissen, ob ihr Geld zum Leben reichen wird, vor ihren Karren der rechten Parolen, des Antisemitismus und Rassismus, des Hasses und rechter Gewalt spannen zu können.

Die erschreckende Zunahme von Fake News und die zahlreichen lauten, oft unqualifizierten Demonstrationen in unserer Stadt und anderswo – schaffen ein Bild und ein Gefühl von Verunsicherung und Angst. Doch Angst lähmt Mut, bremst Initiative und überdeckt Kreativität, um Krisen gut zu überstehen – und deshalb wollte »Wetzlar.solidarisch« ein sichtbares positives Zeichen setzen, um all dem ein Gefühl von Gemeinsamkeit entgegenzusetzen, wie der Film von hessencam das zeigt:

Mit diesem Aktionstag am 11.11.2022 hat das Bündnis Wetzlar.soldiarisch unsere Stadt als »solidarische Stadt« gestaltet. Ein sicht- und erfahrbares Miteinander von Politik – Einzelhandel und Zivilgesellschaft. Überall in der Altstadt zwischen Schillerplatz und Dom, zwischen Alter Lahnbrücke und Eisenmarkt, haben an diesem Nachmittag Musik, Kunst, Literatur, Informationen, Gesprächen und spannenden Begegnungen stattgefunden.

Aktionen in der Innenstadt
Theaterlesung, Becherstapeln, inklusiver Fußball und vieles mehr

Von Lothar Rühl
WETZLAR. Während eher rechts orientierte Gruppen einen „heißen Herbst“ ankündigen, halten die Akteure des Bündnisses „Wetzlar.solidarisch“ die Fahne der Gemeinsamkeit hoch – auch angesichts der steigenden Lebenshaltungskosten, die für viele zur Belastung werden. So hatte das Bündnis zu einer Reihe von Aktionen eingeladen, um zu zeigen, dass die Wetzlarer solidarisch durch die aktuellen Krisen kommen wollen.

Eine Brücke zwischen den Bürgern und der Politik

»Wir brauchen keine Trommeln. Sie nerven uns langsam«, rief Renée Herrnkind bei der Abschlusskundgebung auf dem Domplatz den Demonstranten entgegen. Wetzlar brauche keine Rechtsradikalen, keine Neonazis. Die Aktion »Wetzlar.solidarisch« sei ein Zeichen, das als Brücke zwischen Politik und Bürger zu verstehen sei. Die Menschen hätten gezeigt, dass Solidarität nicht nur ein Wort ist.

»Wir sind uns begegnet«, stellte Herrnkind fest. »Unsere Haltung der Solidarität zeigen wir, wenn wir uns verbinden mit denen, die für andere eintreten, Gedanken, Ängste, Fähigkeiten teilen.«

Kinder und Erwachsene sammelten sich nach einbrechender Dunkelheit um ein Lagerfeuer sowie aufgestellte Lichter auf dem Domplatz. Zuvor war am Freitagnachmittag in der Altstadt-Fußgängerzone angesichts der vielen Menschen und der Baustellenabsperrungen kaum ein Durchkommen gewesen. Kinder trugen ihre gebastelten Laternen vor sich her. 50 Aktionsgruppen, Vereine, Parteien und Gewerkschaften zeigten Gesicht und Solidarität vom Schillerplatz bis zum Domplatz, von der Lahnstraße bis zur Hauser Gasse. Wenige Meter vom Schillerplatz entfernt in der Silhöfer Straße hatte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft einen Stand aufgebaut, an dem Kinder basteln konnten.

Lehrer Nikolas Loh sagte, in den vergangenen Jahren der Corona-Pandemie hätten Lehrer ihre Solidarität mit den Kindern und Eltern gelebt. Nur gemeinsam komme man durch die Krise. So gestaltete auch Heike Köndgen einen schönen Nachmittag für die Kinder und war Ansprechpartner für die Eltern.

Daneben hatte Elke Klingelhöfer vom SST Butzbach ihre Stacking-Becher auf einem Tisch aufgebaut. Hier konnten die Mädchen und Jungen ihre Geschwindigkeit beim Becherstapeln, dem Speed-Stacking, ausprobieren.

In Höhe des Edeka-Marktes hatte die ID-Gruppe des RSV Büblingshausen eine Übungsstrecke mit Ball und Fußballtor aufgebaut. »Das Besondere ist, dass hier behinderte Fußballer die Besucher anleiten, mit dem Ball zu dribbeln und ihn ins Tor zu schießen. Das ist gelebte Inklusion und Solidarität«, sagte Trainer Karsten Dähnrich. In der Hauser Gasse führten Kinder der Theatergruppe des Albert-Schweitzer-Kinderdorfes die Lesung eines Theaterstückes auf. Die Arbeit des Kinderdorfes sei gelebte Solidarität mit Kindern, die einen schwierigen Start ins Leben hatten, erklärten die Mitarbeiter.

Maria, eine 21-jährige Geflüchtete aus der Ukraine, sang in der Lahnstraße aus Solidarität mit den Menschen, die in ihrer Heimat unter dem russischen Angriffskrieg leiden.

Geschäftsinhaber unterstützen die Aktion
Im Vorfeld hatten die Akteure 50 Geschäftsinhaber dafür gewonnen, die Aktion »Wetzlar.solidarisch« zu unterstützen – durch Plakate sowie eine leuchtende Laterne im Schaufenster.

Das Bündnis hat in der Vergangenheit bereits zu einer Gedenkveranstaltung auf den Domplatz für die Opfer der Corona-Pandemie eingeladen sowie zu Demonstrationen, um einen Gegenpol zu den Corona-Impfgegnern zu bilden. Hinter dem Bündnis stehen Privatpersonen, Parteien, Gewerkschaften und weitere Institutionen der Zivilgesellschaft.

Bilder @ hessencam und L. Rühl